Gefühle zeigen – In 4 Schritten zur emotionalen Offenheit
Hast du Probleme damit, in der Gegenwart dir wichtiger Menschen Emotionen zuzulassen? Nehmen dich andere als unnahbar, kalt oder sogar arrogant war? Dann wird es Zeit, Gefühle zeigen zu lernen. Im folgenden Artikel verrate ich dir 5 Schritte, die dir dabei helfen.
Es gibt angenehme Gefühle. Es gibt nervige Gefühle. Und dann gibt es Gefühle, die dich zutiefst verunsichern.
Dass du diese Gefühle nicht jedem deiner Mitmenschen offenbaren möchtest, ist normal. Schließlich machst du dich auch immer verletzbar, wenn du einer anderen Person mitteilst, was in dir vorgeht.
Problematisch wird es jedoch, wenn du selbst deinen engsten Freunden oder deinem Partner gegenüber keine Gefühle zeigen kannst.
Ein solch starker innerlicher Rückzug schadet nicht nur dir selbst – er sorgt auch dafür, dass in deinen Beziehungen nie wirklich tiefe Verbindungen entstehen.
Weil du mit diesem Problem nicht allein bist, habe ich den folgenden Artikel geschrieben. Denn statt deine Gefühle zu unterdrücken, kannst du lernen, besser mit ihnen umzugehen.
Anhand von 5 Schritten führe ich dich in den kommenden Abschnitten durch einen Prozess der emotionalen Öffnung. Und zeige dir, wie du wieder Gefühle zeigen und ein freieres und entspannteres Leben führen kannst.
1. Gefühle zeigen: Erkenne, wie wichtig emotionale Offenheit ist
Viel zu oft nehmen wir in unserem Leben erst dann eine Veränderung vor, wenn wir merken, dass diese unbedingt nötig ist. Aus diesem Grund solltest du zunächst einmal erkennen, wie wichtig es ist, Gefühle zeigen zu können.
Wenn du dich emotional öffnest, dann teilst mit deinem Gegenüber ein Stück aus deinem tiefsten Innern. Und indem du dies tust, sagst du indirekt:
„Ich vertraue dir. Du bist mir wichtig genug, dass ich dich an dem, was in mir vorgeht, teilhaben lassen möchte.“
Diese Botschaft ist ungeheuer kraftvoll. Sie ist ein Beweis dafür, dass du den anderen Menschen wirklich an deinem Leben teilhaben lassen möchtest. Und damit eine der wichtigsten Grundlagen für eine zwischenmenschliche Beziehung.
Indem du dich einem anderen Menschen gegenüber emotional öffnest, gibst du ihm die Chance:
- Dich als Mensch wahrzunehmen, der neben Stärken und positiven Seiten auch Wunden und Verletzlichkeiten hat. Denn das macht dich greifbarer und sympathischer.
- Deinen Charakter und deine Bedürfnisse kennenzulernen. Denn an den Emotionen, die du zeigst, sieht dein Gegenüber, welches Bedürfnis in deinem Leben gerade nicht ausreichend erfüllt ist.
- Dir auf Augenhöhe zu begegnen. Denn wenn dein Gegenüber immer deine Gefühle deuten oder deine Bedürfnisse erraten muss, strengt ihn dies nicht nur ungeheuer an. Es sorgt auch dafür, dass du dich in eurer Beziehung in eine Position der Hilflosigkeit und Unterlegenheit begibst.
Wer keine Gefühle zeigen kann, schottet sich von seiner Umwelt ab
Neben deinen Beziehungen profitierst allerdings in allererster Linie du davon, wenn aufhörst, deine Emotionen vor anderen Menschen zurückzuhalten.
So hat der Dr. E. Sarno, ein renommierter Professor für Rehabilitationsmedizin, bereits vor Jahrzehnten eine Interessante Entdeckung gemacht. Er fand heraus, dass eine kontinuierliche Unterdrückung der eigenen Gefühle dazu führen kann, dass dein Körper eine Menge schmerzhafter Symptome entwickelt. Von Rückenschmerzen über Nackenverspannungen und Verdauungsproblemen bis hin zu Gelenkbeschwerden.
Du machst also alles richtig, wenn du dich dafür entscheidest, endlich deine Gefühle zu zeigen.
2. Gefühle zeigen: Fang bei dir an
Vielleicht denkst du, dass du zuerst an den Beziehungen zu deinen Mitmenschen arbeiten musst, wenn du dich emotional öffnen willst.
Dies ist ein Irrtum.
Denn um anderen deine Gefühle zeigen zu können, musst du erst einmal wissen, was überhaupt in dir vorgeht. Wenn du noch nicht einmal selbst benennen kannst, was du fühlst, kannst du deine Gefühle auch nicht deinen Mitmenschen mitteilen.
Spüre dich wieder selbst
Wenn du die Fähigkeit, deine eigenen Gefühle zu spüren, verloren hast, solltest du anfangen, deine Wahrnehmung bewusst zu schulen:
- Beobachte, in welcher Situation welche Körperempfindungen durch deinen Körper strömen.
Ist es ein Druck in der Brust, in Kloß im Hals, eine Anspannung im Kiefer oder etwas anderes? Erlaube diesen Empfindungen, da zu sein, anstatt sie unterdrücken zu wollen. - Frage dich nun, was du gerade fühlst.
Ist es Trauer, Wut, Unsicherheit, Aufregung oder vielleicht sogar eine Mischung aus mehreren Gefühlen? Am Anfang mag es dir schwerfallen, deine Gefühle zu benennen. Mit der Zeit wirst du jedoch besser darin werden. - Versuche nun, herauszufinden, wie dieses Gefühl entstanden ist.
Oft machen wir für ein Gefühl eine bestimmte auslösende Situation verantwortlich. Was wir jedoch fast immer vergessen: Erst eine bestimmte Folge von Gedanken, die uns in Reaktion auf diese Situation durch den Kopf schießen, sorgen dafür, dass wir ein bestimmtes Gefühl wahrnehmen. Frage dich deshalb immer auch, welche Gedanken deinem Gefühl vorausgegangen sind.
Deine Gefühle zu spüren, sie anzunehmen und ihnen mit einem gewissen Grad an Neugier zu begegnen, wird dein Leben ungeheuer erleichtern.
Nicht nur Gefühle zeigen, sondern auch spüren: Wann hast du dich das letzte Mal richtig gespürt?
Denn dadurch wirst du die Gefühle mit der Zeit immer besser loslassen können. Sie vor deinen Mitmenschen zu zeigen, wird dir dann immer weniger Schwierigkeiten bereiten.
Gefühle zeigen & zulassen klappt nur, wenn du zuerst deine negativen Glaubenssätze ergründest
Dass viele deiner psychischen Prägungen in der Kindheit entstanden sind, ist dir sicher bewusst.
Aber wusstest du auch, dass deine emotionale Offenheit entscheidend davon abhängt, welche Erfahrungen du als Kind oder Jugendlicher gemacht hast?
Überzeugungen wie „Man kann anderen Menschen nicht vertrauen!“ oder „Meine Gefühle werden ja eh nicht ernst genommen!“ sind durch Erfahrungen entstanden, die du als Kind oder Jugendlicher gemacht hast.
Wenn du beispielsweise in der Grundschule die Erfahrung gemacht hast, ausgelacht zu werden, als du vor anderen geweint hast, wird dies sich in deinem Unterbewusstsein verankert haben. Als Folge dieser Erfahrung könnte die Überzeugung „Wenn ich mich öffne, werde ich ausgelacht!“ entstanden sein.
Eine Überzeugung (auch genannt Glaubenssatz), die sich in einem so jungen Alter in dir verankert hat, wird in deinem späteren Leben immer wieder auftauchen.
Besonders Glaubenssätze wie die oben genannten können schnell dazu führen, dass du dich deinen Mitmenschen gegenüber emotional verschließt, weil du denkst, dass du deine Gefühle verstecken musst.
Versuche, herauszufinden, welche Erfahrungen deiner Kindheit oder Jugend dafür gesorgt haben, dass Überzeugungen wie diese entwickelt hast. Und mach dir bewusst, dass viele dieser negativen Glaubenssätze heute keine Gültigkeit mehr haben.
Du musst nicht meditieren,
um dir der Macht deiner Gedanken und Glaubenssätze bewusst zu werden
Im Übrigen kann es auch sein, dass du die mangelnde Fähigkeit, dich emotional zu öffnen, einfach von deinem Elternhaus übernommen hast – Eltern sind schließlich die Personen, von denen wir eine Menge über soziale Interaktionen lernen.
Falls deine Mutter und/oder dein Vater während deiner Kindheit keine Emotionen zeigen konnte(n), ist es nicht verwunderlich, dass du es heute auch nicht kannst.
In diesem Fall musst du dir eingestehen, dass du die Fähigkeit zur emotionalen Offenheit einfach nicht in die Wiege gelegt bekommen hast – und sie dir stattdessen mühsam selbst erarbeiten musst.
3. Gefühle zeigen: Mach dich verletzlich
Bis jetzt haben wir uns damit beschäftigt, welche Vorarbeit du leisten musst, um deine Gefühle zeigen zu können.
Nun kommen wir zu dem wichtigsten Schritt auf dem Weg zu mehr emotionaler Offenheit:
Mach dich verletzlich.
Denn erst, wenn bereit bist, dich vor anderen Menschen von deiner schwachen Seite zu zeigen, kannst du das komplette Spektrum deiner Gefühle zeigen.
Weil es jedoch sehr hart sein kann, dich nahestehenden Menschen gegenüber zu öffnen, solltest du behutsam anfangen:
- Trau dich, einem guten Freund mitzuteilen, wenn du schlecht gelaunt oder unmotiviert bist.
- Erlaube es dir, wütend zu reagieren, wenn dein Mitbewohner mal wieder vergessen hat, den Müll runterzubringen.
- Stehe zu deinem Gefühl der Verletztheit, das in dir aufkommt, wenn ein wichtiger Mensch deinen Geburtstag vergessen hat.
Wenn du Gefühle zeigen möchtest, solltest du mit kleinen, fast schon alltäglichen Situationen anfangen.
Denn letztendlich ist die Tendenz, Gefühle zu unterdrücken, oft ein Selbstschutz. Sobald du jedoch lernst, dass gar nichts Schlimmes passiert, wenn du dir in Alltagssituationen ein Stück mehr Verletzlichkeit und emotionale Offenheit erlaubst, gewinnst du Selbstbewusstsein und Mut.
Dein Unterbewusstsein merkt dann, dass der frühere Selbstschutz gar nicht mehr nötig ist – und du fängst mit der Zeit an, auch in Situationen, die dich mehr Überwindung kosten, dein Herz zu öffnen.
Dich verletzlich zu machen, kann eine Menge Überwindung kosten – heilsam ist es trotzdem
Es ist noch gar nicht so lange her, dass ich selbst anfing, diese Entwicklung durchzumachen:
Während meiner Jugend war ich nie der Mensch gewesen, der offen mit Freunden über seine Emotionen sprach.
Als ich jedoch anfing, mich mit mir selbst und meinen Themen zu beschäftigen, zog ich mehr und mehr Menschen in mein Leben, die mir mit Herzlichkeit, Verständnis und Liebe begegneten. Heute befinde ich mich in einer sehr glücklichen Situation, in der ich:
- mit neugierigen, offenen und starken Männern über meiner innersten seelischen Wunden sprechen kann.
- nach einem Beziehungsende Freunde an meiner Seite haben, mit denen ich meinen Schmerz teilen kann.
- von Menschen umgeben bin, die mir Kraft und Mut geben, wenn ich selbst am Boden bin.
Gefühle zu zeigen ist kein Hexenwerk. Du musst lediglich in der Lage sein, offen und ehrlich über das zu reden, was gerade in dir vorgeht.
Genauso muss dein Gegenüber jedoch in der Lage sein, dir sein Mitgefühl und seine Aufmerksamkeit zu schenken und dann, wenn du es brauchst, für dich da zu sein. Und damit wären wir schon bei dem nächsten und vorletzten Schritt unserer Reise:
4. Gefühle zeigen: Trenn dich von ungesunden Beziehungen
Was ist, wenn du deine Fähigkeit, dich verletzlich zu machen, mehr und mehr verbesserst – und dich dennoch ein komisches Gefühl beschleicht, dich vor deinen Mitmenschen zu öffnen?
In diesem Fall kann es sein, dass du dich schlicht und einfach vor den falschen Menschen verletzlich zeigst.
Denn auch, wenn Menschen nicht grundsätzlich schlecht sind – es gibt Personen, vor denen du dich emotional besser nicht öffnen solltest.
- Menschen, die dein Vertrauen missbrauchen und sensible Informationen über dich weitergeben, ohne dass du dein Einverständnis dafür erklärt hast.
- Menschen, die deine Gefühle nicht ernst nehmen. Und dich dadurch nur noch mehr verunsichern, anstatt dir ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit vermitteln.
- Menschen, die so sehr mit sich selbst beschäftigt sind, dass sie lieber von ihrem eigenen Drama erzählen, als dir ihre aufrichtige Aufmerksamkeit und ihr Mitgefühl zu schenken.
Solche Menschen können eine ernsthafte Gefahr für deine seelische Gesundheit darstellen. Dass du vor ihnen keine Gefühle zulassen möchtest, ist daher nicht verwunderlich.
Wenn du also merkst, dass es Leute in deinem Leben gibt, auf denen eine oder mehrere der obigen Beschreibungen zutrifft, triff eine mutige Entscheidung:
Brich den Kontakt zu diesen Menschen ab.
Falls es sich um Familie, Arbeitskollegen oder einen Expartner, mit dem du ein gemeinsames Kind hast, handelt (kurz, Menschen, die du zwangsweise hin und wieder siehst) solltest du die Zeit, die ihr gemeinsam verbringt, zumindest auf das Nötigste beschränken.
Erst wenn du dich von den falschen Verbindungen trennst,
kannst du echte Verbindungen zulassen
Du kannst eine Menge dafür tun, dass deine Beziehungen offen und vertrauensvoll werden. Letztendlich gehören aber immer zwei Menschen zu einer Beziehung. Und wenn dein Gegenüber nicht bereit ist, einen angemessenen Umgang mit dir zu pflegen und dir mit der Liebe zu begegnen, die du verdient hast – dann hast du jedes Recht der Welt, Abstand zu ihm herzustellen.
Voreilige Entscheidungen treffen solltest du jedoch auch nicht.
Einerseits werden deine Freunde (und andere dir wichtige Menschen) nämlich auch Zeit brauchen, um sich an deine neue Verletzlichkeit zu gewöhnen. Und zum anderen wird es auch immer Momente geben, wo sich die Menschen, die dir wichtig sind, nicht moralisch korrekt verhalten werden.
Wenn es also auch Momente gibt, in denen du keine Lust hast, dich einer nahestehenden Person zu öffnen, ist das vollkommen ok. Sobald du aber merkst, dass sich diese Momente zu sehr häufen – und dich eine Person immer wieder unangemessen behandelt – solltest du überdenken, ob du weiterhin in Kontakt mit dieser Person bleiben möchtest.
Und noch ein ganz wichtiger Tipp zum Schluss: Lenke deine Aufmerksamkeit auf das Positive
Wir haben bisher einen Großteil des Artikels damit verbracht, uns mit unangenehmen Gefühlen zu beschäftigen:
- Damit, wo sie herkommen.
- Damit, wie du sie annimmst.
- Damit, wieso du diese Gefühle teilen solltest.
- Damit, mit wem du sie teilst.
- Damit, wie du sie teilst.
Unangenehme Gefühle machen jedoch nur einen Teil deines Gefühlsspektrums aus.
Du fühlst dich gut? Dann lass es deine Umwelt wissen!
Abgesehen von Wut, Angst, Unsicherheit, Trauer, Stress oder Nervosität gibt es auch eine Menge anderer Gefühle – Gefühle, die sich wunderbar anfühlen:
- (Vor)Freude.
- Enthusiasmus.
- Zufriedenheit.
- Dankbarkeit.
- Verbundenheit.
Es ist enorm wichtig, dass du auch Gefühle wie diese annimmst und angemessen zum Ausdruck bringst. Wenn du Gefühle zeigen möchtest, fokussiere dich deshalb nicht nur auf deine negativen Gefühle. Erlaube es dir auch, vor anderen Menschen dein Lachen und deine Begeisterung zu zeigen. Genieße dein Leben mit all seinen Facetten. Und erlaube es deinen Mitmenschen, Teil dieses Lebens zu sein. Denn sobald du dies tust, wirst du das Gefühl haben, in der Welt ein Zuhause zu haben.
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