Gefühle zulassen fällt dir schwer? Lerne in 3 Schritten, deine Gefühle zuzulassen
Wer möchte schon unangenehme Gefühle zulassen? Fast niemand. Wieso es aber trotzdem wichtig ist und wie du am besten mit deinen Gefühlen umgehst, erfährst du in diesem Artikel.
Passiert es dir auch hin und wieder, dass du von deinen Gefühlen überwältigt bist?
Dass dich eine Angst, deine Wut oder ein anderes unangenehmes Gefühl überkommt und du nicht weißt, wie du damit umgehen sollst?
Fühlst du dich in solchen Situationen auch immer etwas hilflos?
Wenn das der Fall ist, habe ich gute Neuigkeiten für dich:
Mit deinen Gefühlen in einer positiven Weise umzugehen, ist eine Sache, die du lernen kannst.
Auch wenn es manchmal nicht einfach sein mag. Schließlich sind es ja deine Gefühle, um die es hier geht.
Aber wie kannst du jetzt am besten deine Gefühle zulassen?
Benenne deine Gefühle – erst dann kannst du sie zulassen
Der allererste Schritt, ist folgender:
Zunächst einmal zu wissen, was du überhaupt gerade fühlst.
Auch wenn dieser Schritt ziemlich simpel klingen mag, wird er oft von uns übersehen.
Und deshalb schauen wir ihn uns hier einmal genauer an.
Meistens sind wir nämlich deshalb so sehr von dem, was wir fühlen, überwältigt, weil wir sie als diffuse, nicht greifbare Kräfte wahrnehmen, über die wir keine Kontrolle haben.
Indem wir jedoch anfangen, zu benennen, was wir fühlen, nehmen wir diesem einen Großteil dieser Macht.
Mach das Ungreifbare greifbar
Das nächste Mal, dass dich ein Gefühl vollständig umklammert hält, stelle dir doch einfach mal folgende Fragen:
Was fühle ich gerade?
- Wut?
- Angst?
- Trauer?
- Verzweiflung?
- Eifersucht?
- Hilflosigkeit?
- Oder vielleicht ein ganz anderes Gefühl?
Ist es wirklich ein Gefühl, dass ich gerade fühle oder hat meine Empfindung vielleicht einen anderen Ursprung?
Besonders die letzte Frage ist sehr interessant.
Gefühle manifestieren sich meistens in Form von Körperempfindungen. Manchmal passiert es allerdings, dass wir eine völlig unemotionale Körperempfindung fälschlicherweise als Gefühl interpretieren. Und uns deshalb unnötig schlecht fühlen.
In der Psychologie wird dieses Phänomen „Misattribution of Arousal“ genannt. Und weil dieses Phänomen gar mal nicht so selten ist, solltest du hin und wieder überlegen, ob es wirklich ein echtes Gefühl ist, dass du gerade fühlst.
Oder ob du nicht einfach gerade unausgeschlafen, hungrig oder antriebslos bist.
Benenne zu erst mal das Gefühl!
Je mehr du anfängst, sie zu benennen, desto besser wirst du darin. Mit der Zeit wird es dir immer leichter fallen, genau festzustellen, was du gerade fühlst.
Zunehmend wirst du auch feinere Unterschiede in deinen Gemütsregungen erkennen können.
Der nächste Schritt, wenn du das, was du fühlst, zulassen möchtest, ist deinen Gemütszustand wirklich anzunehmen.
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Gefühle zulassen? Nimm sie erstmal an
Gefühle möchten in allererster Linie eins: Gefühlt werden.
Das gilt für alle Empfindungen, angenehme sowie unangenehme.
Der einzige Unterschied ist: Bei etwas Unangenehmen tun wir uns mit der Annahme meistens etwas schwerer.
Aufkommende Freude anzunehmen dürfte den meisten nicht so schwerfallen. Bei aufkommender Angst sieht es bereits ganz anders aus.
Das Problem ist allerdings:
Je mehr wir uns dagegen sträuben, etwas, dass wir fühlen, wirklich anzunehmen und zu fühlen, desto stärker wird das Gefühl.
Vielleicht hast du diese Erfahrung selbst schon einmal gemacht. Du warst traurig und wolltest dich so schlicht und einfach nicht mehr fühlen.
Aber je mehr du es versucht hast, es wegzudrücken, desto heftiger hat es dich heimgesucht.
Falls du deine Gefühle zulassen willst, darfst du sie nicht unterdrücken
Wenn du sie zulassen möchtest, fühle sie deshalb, anstatt Widerstand zu leisten.
Fühlen lernen
Das nächste Mal, dass du etwas sehr Unangenehmen begegnest, versuche einmal Folgendes:
Spüre in deinen Körper hinein. Wie fühlt sich es sich an, was du gerade fühlst? Wo macht es sich bemerkbar? Als Kloß im Hals, als Druck in der Brust oder vielleicht als ganz andere Empfindung?
- Nimm das Gefühl an. Stelle dir vor, dass es wie ein kleines Kind ist, dass Aufmerksamkeit und liebevolle Fürsorge benötigt. Heiße es willkommen.
- Sage zu dem Gefühl: „Es ist ok, dass du da bist.“ Verurteile dich nicht dafür, dass du gerade fühlst, was du fühlst. Verurteile dich aber auch nicht, wenn es dir nicht sofort gelingt, deine Empfindungen anzunehmen. Wenn du merkst, dass du dem, was du fühlst, gegenüber Widerstand leistest, nimm auch diesen Widerstand an.
- Beobachte, wie das Gefühl verschwindet. Nicht immer wird dies sofort passieren. Manchmal dauert es Sekunden oder Minuten, hin und wieder aber auch ein paar Stunden und in seltenen Fällen länger.
Generell gilt: Je öfter du dich in der Annahme deiner Empfindungen übst, desto besser wirst du darin. Und desto reibungsloser und schneller wird dieser Prozess in Zukunft verlaufen.
Musik als Hilfsmittel
Übrigens: Ein Hilfsmittel, das mir persönlich sehr hilft, um mich in das, was ich fühle, fallenzulassen, ist Musik.
Musik eignet sich hervorragend, um Emotionen intensiver zu fühlen oder, um sie abzumildern – und sie auf diesem Wege loszulassen.
Oft bekommt das, was du fühlst, durch Musik auch eine völlig neue Qualität.
- Du bist traurig? Höre dir ein melancholisches Lied an, dass dich berührt. Vielleicht gelingt es dir, in dem Gefühl der Traurigkeit etwas Zartes und Schönes zu entdecken.
- Gefühle von Wut fressen dich förmlich auf? Es gibt mehr als genug Songs, mit denen du deine Wut in rohe Energie verwandeln kannst.
- Du hast Angst? Etwas musikalische Entspannung ist vielleicht der beste Weg, um deine Gefühle von Angst zu vermindern.
Welcher Weg der für dich passende ist, entscheidest du. Wichtig ist nur, dass du dich darin übst, deinen Gemütszustand zu fühlen.
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Um Gefühle zuzulassen, musst du die Wurzeln deiner Gefühle erforschen
Jetzt, wo du dich darin geübt hast, das, was du fühlst, zu benennen und anzunehmen, kannst du noch einen Schritt weitergehen:
Finde heraus, wo deine Gefühle eigentlich herkommen.
Erforsche die Wurzeln deiner Gefühle
In den meisten Fällen entstehen unsere Empfindungen nicht einfach ohne Grund. Oft sind es unsere inneren Überzeugungen, die dafür sorgen, dass wir uns in einer bestimmten Situation so fühlen, wie wir uns fühlen.
Diese Überzeugungen wiederum haben ihren Ursprung häufig in unserer Kindheit oder Jugend. Wir haben angefangen, sie als Wahrheiten zu übernehmen, weil wir Erfahrungen gemacht haben, die mit diesen Überzeugungen vereinbar waren.
Nehmen wir mal ein Beispiel:
Angenommen, Petra wurde als Kind immer wegen ihrer Brille aufgezogen und gehänselt. Sie hat deshalb die Überzeugung übernommen, dass ihr äußeres so, wie es ist, nicht ausreichend ist. Dass sie nicht schön, ja vielleicht sogar das Gegenteil, hässlich, ist.
Nun, einige Jahrzehnte später, ist keiner mehr da, der sie hänselt. Trotzdem reagiert sie immer dann, wenn jemand eine Bemerkung über ihr Äußeres macht, beschämt. Und das nur, weil die Überzeugung, sie sei hässlich, immer noch in ihr verankert ist.
Im Grunde zeigt dieses Beispiel, welches Geheimnis eigentlich hinter unseren Empfindungen steckt:
Gefühle entstehen durch unsere Glaubenssätze und Gedanken.
Wenn du dich also demnächst wieder einmal nicht so gut fühlst, belasse es nicht dabei, deinen Gemütszustand zu benennen und anzunehmen.
Versuche zusätzlich, herauszufinden, wo es herkommt.
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Gehe dem Gefühl auf den Grund
- Welcher Glaubenssatz, welcher Gedanke oder welche Überzeugung könnte das Gefühl in dir ausgelöst haben?
- Welche Erfahrung in deiner Vergangenheit mag dazu geführt haben, dass sich dieser Glaubenssatz und ein gewisses Gefühl in dir festgesetzt hat?
- Ist das, was dir dieser Glaubenssatz vermitteln möchte, auch nur im Entferntesten wahr? Oder ist es einfach nur eine Verzerrung der Realität, die du getrost loslassen darfst und damit auch das damit verbundene Gefühl?
- Wie kannst du es schaffen, deinen Glaubenssatz zu ändern und durch eine hilfreichere, akkuratere Überzeugung und positiveren Gefühlen zu ersetzen?
Oft wirst du feststellen, dass alleine das Bewusstsein um die Ursache deiner unangenehmen Empfindungen eine heilende Wirkung hat.
Meist verliert das Gefühl dadurch bereits seine Macht über dich.
Gefühle entstehen größtenteils durch deine Gedanken und Glaubenssätze
Sollte dir das Bewusstsein allerdings noch nicht ausreichen, kannst du immer noch nach Wegen suchen, neue Glaubenssätze in dir zu verankern. Am besten gelingt dir dies, indem du praktische Beweise für die Absurdität deiner alten Gedanken findest.
Mache neue Erfahrungen
Nehmen wir nochmal oben genanntes Beispiel.
Wenn Petra nach wie vor davon überzeugt ist, unattraktiv zu sein, kann das darin resultieren, dass sie den Kontakt zu Männern meidet und gar nicht erst versucht, einen Partner zu finden – aus Angst, noch mal verletzt zu werden.
Fängt sie allerdings stattdessen an, ihre Gedanken zu hinterfragen, hat das möglicherweise die Folge, dass sie eine gewisse Neugier entwickelt und sich fragt: „Stimmt das, was ich die ganze Zeit über mich gedacht habe, wirklich?“
Sie wird dann anfangen, auf mehr Dates zu gehen und feststellen, dass es genug Männer gibt, die sie genauso, wie sie ist, attraktiv finden.
Und dass das, was die ganze Zeit in ihrem Gehirn herumgegeistert ist, nichts weiter war als ein Hirngespinst.
Probiere es doch einfach selbst einmal mit einem emotionalen Thema aus, dass du bei dir entdeckt hast.
Du wirst feststellen: Alte Vorstellungen über dich selbst loszulassen und durch neue zu ersetzen, ist kein Hexenwerk.
Naja, zugegebenermaßen ist es trotzdem nicht immer einfach. Genau deshalb solltest du – gerade, wenn es um deine emotionalen Wunden geht – immer liebevoll mit dir selbst sein. Und dir die Zeit nehmen, die du brauchst.
(Lies auch: Gefühle zeigen – In 5 Schritten zur emotionalen Offenheit)
Ein paar Worte zum Abschluss zum Thema Gefühle zulassen:
Gefühle sind seltsame Phänomene. Paradoxe Phänomene.
Auf der einen Seite ist es nämlich sehr wichtig, dass du das, was du fühlst, ernst nimmst, es annimmst und es erforschst. Sprich, Gemütszustände zulassen können.
Auf der anderen Seite sind Gefühle trotzdem auch nur Gefühle. Und auch, wenn es dir manchmal etwas anders vorkommen mag:
Nur, weil du dich einmal schlecht fühlst, heißt das nicht, dass gerade die Welt untergeht.
Diese Erkenntnis kann manchmal sehr befreiend sein. Denn sie gibt uns die Erlaubnis, auch mal nicht so gut drauf zu sein.
Und in einer Welt, die uns konstant dazu auffordert, vor guter Laune, Liebe und Lebensfreude überzusprudeln, mag das etwas heißen!
Manchmal sind es nämlich genau die negativen Empfindungen, die uns erst zeigen, wie schön die positiven überhaupt sein können.
Manchmal müssen wir Unangenehmes in Kauf nehmen, wenn wir auf eine größere Sache hinarbeiten oder für unsere Werte einstehen wollen.
Manchmal haben unsere Gemütszustände gar keine tiefere Bedeutung oder höhere Wichtigkeit. Auch wenn wir es gerne hätten, einfach um uns wichtig zu fühlen.
Und all das ist vollkommen OK.
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